Sonntag, 22. August 2010
Maulwurfalarm!
Mein Nachbar steht im Garten und rauft sich die Haare. Erst hat er fast ein Jahr lang das neben uns stehende Haus umgebaut, dann sich den Garten vorgenommen, so mit viel Erdbewegung und Rollrasen und so. Und jetzt erdreistet sich ein Maulwurf die soeben beendete Arbeit mit Missachtung zu strafen und seine Bauvorhaben ohne Rücksicht auf Verluste durchzuführen. Immer hektischer werdend wechseln mein Nachbar und seine Frau zwischen den unterschiedlichen Erdanhäufungen im Garten hin und her. Ich kann seine Gedanken förmlich spüren: Tööööten!
Mittlerweile ist er mit einem Spaten bewaffnet, durchaus nachvollziehbar, aber, falscher Ort, falsche Zeit und falsche Wahl der Waffen. Ich spreche da aus Erfahrung! Auch wir waren erst verwundert über die Bauaktivitäten in unserem Garten, so kurz nach unserem Einzug hier. Und auch wir waren uns klar darüber, es muß was passieren. Ein Freund von mir arbeitete als Kammerjäger, wer sonst, wenn nicht er, könnte helfen? Aber die Informationen waren kurz und knapp: Vergiß den komischen Piepser den Du im Baumarkt gesehen hast, da hilft nur ´ne Gasbombe! Nein danke, die Lösung ist mir dann doch zu Deutsch! Also rief ich den Vater eines guten Freundes an, der in dem Ruf stand, sich bei solchen Problemen mit alten Hausmittelchen bestens auszukennen. Sein erster Vorschlag: Klosteine! Die würden durch die Feuchtigkeit der Erde schön feucht gehalten und fürchterlich stinken, auch dem Maulwurf. Ok, klingt plausibel. Noch ´nen Tipp? Klar doch, man nehme einen Schlauch und führe ihn in den Maulwurfgang ein. Dann das andere Ende mit Hilfe eines kleinen Rohres an den Auspuff des Rasenmähers anschließen,… nein danke, zu Deutsch! Na gut, er würde mir da was zusenden, sagte er mir, das hätte bei ihm auch super funktioniert.
Irgendwie frage ich mich, warum kennen solche Leute immer eine Vielzahl von hundertprozentigen Lösungen? Wenn ich eine Lösung habe, dann suche ich meistens nicht weiter, sondern bin zufrieden. Gut, fragt man meine Frau, dann bin ich faul, das lasse ich gelten!
Ein paar Tage später halte ich den Prospekt eines Jagdausrüsters in den Händen. ???.
Damit ich die richtige Seite auch wirklich finde, hat der fürsorgliche ältere Herr auch gleich von vorne und hinten alle Seiten mit Pfeilen gekennzeichnet. So lande ich zielsicher auf Seite 48 und bin entsetzt! Ich will doch keine 45er Magnum im Garten verbuddeln! Doch ich sehe richtig, der Herr rät mir zu einer Schußanlage. Ich revidiere meine Meinung zum Thema “ Hausmittelchen“!
Nach eingehendem Studium der dargebotenen Produkte finde ich unten auf der Seite den Hinweis: Was Sie sonst noch brauchen! Da bin aber gespannt und lande auf der Seite mit … ich muß Lachen und erwische mich bei der Vorstellung, meinen Nachbarn ( diesmal die andere Seite, denn der oben beschriebene Nachbar hat das leerstehende Haus noch gar nicht gekauft! ) morgens, noch bräsig im Kopf mit Kaffeetasse in der Hand auf seiner Terrasse stehend, das leuchtend gelbe Schild erspähend: VORSICHT - LEBENSGEFAHR – SELBSTSCHUSSANLAGE !
Ich entscheide mich für den Kauf des Schildes!
Glücklicherweise hat Franka einen Tipp bekommen, natürlich erprobt und totsicher, leere Flaschen bis in den Gang hinein einbuddeln. Durch die Geräuschentwicklung, den der Wind am Flaschenhals erzeugt, zieht der Maulwurf davon.
Bevor wir das Unternehmen beginnen, bastele ich eine kleine Frankreichfahne, stecke sie in die höchste Erhebung unseres Gartens und taufe den Haufen: Pic du midi.
Anscheinend von meiner Namensgebung inspiriert, macht sich der ( oder mehrere ) kleine Baumeister an die Entstehung des Pyrenäenhauptkammes in unserem Garten. Kurz bevor er allerdings die Vollendung feiern kann, beginnen wir die Flaschen einzugraben. In diesem Fall leere Weinflaschen. Unsere Nachbarn glauben seitdem, wir haben ein Alkoholproblem. Zumindest waren sie sauer, das wir uns um die Leerung der Weinflaschen alleine gekümmert haben. Gute Nachbarschaft kann was Feines sein, aber bitte nicht übertreiben!
Nach einiger Zeit ähnelte unser Garten einer Altglasdeponie, und auch wenn einzelne Ausläufer des Pyrenäenhauptkammes nicht zur Vollendung gelangten, hatten wir das Gefühl, mindestens einer der Baumeister war taub.
So entsorgten wir eines Tages die gesammelten Flaschen im dafür vorgesehenen Container und schlossen Frieden mit den Maulwürfen. Jedes Jahr, vor dem ersten Rasenschnitt, wird also Haufen für Haufen abgetragen und eingeebnet. Unsere Rasenfläche hatte eh nie viel mit dem berühmten english green zu tun. Und mir ist das auch egal, Natur halt!
Dieser Erkenntnisschritt scheint bei den Nachbarn noch in weiter Ferne zu liegen, vielleicht sollte ich… nö, wer fragt führt! Sonst muß man halt alle Fehler selber machen! Immer schön hilfsbereit sein, aber nicht aufdrängen!
So wie ich das sehe, es bleibt spannend!

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